Echte Kerle essen Pflanzen
Du denkst, ein echter Mann steht am Grill? Und braucht ein großes Steak auf dem Teller? Dann hast du noch nie von Rip Esselstyn gehört. Dem Triathlet und Feuerwehrmann.
Rip Esselstyn ist der Sohn des berühmten Kardiologen Caldwell B. Esselstyn. Dieser konnte bereits in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts zeigen, dass sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einer pflanzlichen Kost nicht nur stoppen, sondern sogar umkehren lassen.
Im Jahr 2003 gelang es Rip Esselstyn zusammen mit seinen Kollegen der Feuerwache Nr. 2 (Engine 2) in Austin, Texas, einem weiteren Kollegen, der einen Herzinfarkt erlitten hatte, zur Wiedererlangung seiner Gesundheit zu verhelfen. Wie das? Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten. Indem sie alle gemeinsam zu einer pflanzlichen Kost wechselten.
Moment mal. Eine Truppe von Feuerwehrmännern ernährt sich vegan? Wie um alles in der Welt schaffte es Rip Esselstyn, seine Jungs dazu zu bewegen?
Indem er nicht von einer vegetarischen oder gar veganen Kost sprach. Auch nicht einfach nur von pflanzlicher Kost. Sondern von pflanzenstarker Ernährung. Das klingt doch gleich schon mal viel männlicher.
Sicher war auch die Solidarität mit dem kranken Kollegen ein starkes Argument. Und vielleicht spielte auch die Arbeit seines Vaters eine Rolle. Jedenfalls war die Aktion ein Riesenerfolg. Was sich daraus entwickelt hat, kannst du hier sehen.
Kürzlich hörte ich auf einem Diabetes-Kongress ein Interview mit Rip Esselstyn. Darin ging es auch um das Thema Pflanzenkost und Männlichkeit. Rip stellte hierzu einen Fragenkatalog vor. Und ich stelle dir diesen nun hier vor. Inklusive seiner Kommentare.
Lies die folgenden Fragen und hake alle ab, denen du zustimmst.
- Möchte ich als Mann die stärkste und gesündeste Version meiner selbst sein?
- Möchte ich als Mann Verantwortung für Mutter Erde übernehmen, die gerade jetzt im Jahr 2019 so sehr nach Hilfe schreit?
- Möchte ich als Mann den anderen Tieren, mit denen wir diesen Planeten teilen, ein guter Hüter und Beschützer sein?
- Möchte ich meinen ersten Herzinfarkt mit 51 Jahren erleiden?
- Mit 57 an Diabetes Typ-2 erkranken?
- Beginnende erektile Dysfunktion ab dem Alter von 48 haben?
Rip: Falls du dich dem Motto "Echte Männer essen Fleisch" verschreibst, bewegst du dich in Richtung der letzten drei Punkte.
- Möchte ich zur Treibhausgasemmission und zur globalen Erderwärmung beitragen?
- Möchte ich Komplize bei der Tötung von fast 70 Milliarden Tieren weltweit pro Jahr sein für unseren unersättlichen Hunger nach tierischem Protein?
Rip: Echte Männer essen Pflanzen, weil sie nicht unwissend sondern gut unterrichtet sind.
Nun schau, wo du deine Häkchen gesetzt hast. Und entscheide selbst.
Bist du ein richtiger Mann?
Vielleicht sind dir Umwelt- und Klimaschutz sowie das Tierwohl nicht wichtig. Aber wetten, dass dich mindestens eines der oben genannten Themen interessiert?
(Im)Potenz
In Deutschland sind schätzungsweise rund 6 Millionen Männer von erektiler Dysfunktion (ED) betroffen. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter. Bis zu einem Drittel der Männer über 40 und etwa die Hälfte der über 60-Jährigen leidet an ED. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich hoch.
ED wird oft auch mit dem Kanarienvogel im Kohlebergwerk verglichen. Sie kann ein erstes Anzeichen von Gefäßerkrankungen sein.
Und was hat das nun mit dem Essen von Pflanzen zu tun?
Bereits 1997 zeigte eine Studie, dass eine einzige Fast-Food-Mahlzeit (Sausage & Egg McMuffin) die Arterienwände für mehrere Stunden versteifen und deren Elastizität um die Hälfte reduzieren kann. Innerhalb von fünf bis sechs Stunden kehrt die normale Funktionalität zurück. Doch spätestens dann landet meist schon die nächste arterienschädigende Mahlzeit im Körper. Bei vielen sogar schon früher.
Das ist, als würdest du dein Schienbein anhauen und immer dann, wenn der blaue Fleck gerade am Verschwinden ist, haust du es wieder an. Du wirst dann nicht nur immer einen blauen Fleck haben, irgendwann wird auch der Knochen ernsthaft Schaden nehmen.
Zurück zu den Blutgefäßen. ED kann der Vorbote von koronarer Herzkrankheit sein. Männer mit ED in ihren 40-ern haben ein um das fünfzigfach erhöhtes Risiko für ein kardiales Ereignis, wie diese Studie gezeigt hat.
Pflanzen hingegen enthalten Stoffe, die die Gefäßfunktion erhalten und unterstützen können. So schützen Antioxidantien vor freien Radikalen und kurbeln die NO-Synthese an. NO spielt eine wichtige Rolle bei der Gefäßregulation der Blutgefäße und somit auch für den Blutfluss. Auch nitratreiches Gemüse wie rote Bete oder Spinat zu essen ist eine gute Idee. Der Körper kann natürliches Nitrat in NO umwandeln.
Wie wäre es zum Beispiel mit einer Pink Latte? ;-)
In dem hoffentlich bald in die Kinos kommenden Film The Game Changers illustriert der Urologe Dr. Aaron Spitz obiges mit einem einfachen Experiment.
Es wurde untersucht, ob eine einzelne Mahlzeit die Erektion beeinflussen kann. Drei sehr gesunde College-Athleten erklärten sich bereit, ihre Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Am ersten Abend bekamen sie Burritos gefüllt mit hochwertigem Rind-, Hühnchen- und Schweinefleisch aus biologischer Landwirtschaft. In der Nacht wurden Häufigkeit, Dauer und Härte der natürlich auftretenden Erektionen gemessen. Am zweiten Abend aßen sie vegane Burritos. Nach dieser Mahlzeit kam es bei allen drei Sportlern zu wesentlich häufigeren, länger anhaltenden und härteren Erektionen.
Natürlich braucht man für eine aussagekräftige Studie wesentlich mehr Probanden und das Studiendesign weist auch Mängel auf. Dennoch ist es ein nettes Experiment, das die bekannten Fakten auf einfache Weise veranschaulicht.
Dr. Aaron Spitz hat übrigens ein ganzes Buch über den Penis geschrieben.
Ihr lieben Männer, esst Gemüse statt Fleisch, denn
Gemüse ist das wahre Viagra.
Obst hilft auch. Zum Beispiel Wassermelone. Die enthält Citrullin, welches Teil der NO-Synthese ist. Du erinnerst dich? NO spielt eine wichtige Rolle bei der Gefäßregulation der Blutgefäße. Womit wir wieder bei der ED sind. Gelbe Wassermelone ist besonders reich an Citrullin. Bereits ein Schnitz davon pro Tag kann sich deutlich positiv auswirken. Hier kannst du mehr darüber lesen.
Auch wer gerne Nüsse isst, ist klar im Vorteil. Vor allem wenn es sich dabei um Pistazien handelt, wie diese Studie gezeigt hat. Die Männer in der Studie verzehrten drei bis vier Handvoll Pistazien pro Tag über einen Zeitraum von drei Wochen. Auf Dauer wird das allerdings ziemlich teuer. Aber vielleicht immer noch günstiger als die blauen Pillen. Warum zahlt das nicht die Krankenkasse?
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