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Vom Müssen und Wollen - oder wie ich mir das Müssen abgewöhnte

Vom Müssen und Wollen - oder wie ich mir das Müssen abgewöhnte

Müssen hat eine negative Konnotation. Müssen bedeutet Fremdbestimmung. Müssen ruft in mir unmittelbar inneren Widerstand hervor. Meine Brust wird eng, mein Atem flach, ich bin verkrampft und angespannt. Anstatt ins Tun fließt meine Energie in Abwehr. All das tut mir nicht gut.

 

Wie anders verhält es sich dagegen beim Wollen. Da wird mein Herz weit, ich fühle mich lebendig und voller Tatendrang. Die Dinge gehen mir leicht von der Hand.

 

Weil dem so ist, habe ich beschlossen, nichts mehr zu müssen. Ich habe mir das Müssen abgewöhnt.

 

Und das ging so:

 

Irgendwann ist mir aufgefallen, wie oft wir - auch ich  - im Alltag ohne nachzudenken sagen "Ich muss...". Da geht es ums Arbeiten, Einkaufen, einen Besuch bei den Eltern, das Kind vom Kindergarten abholen, den Hund ausführen. Ich habe an dem Tag keine Zeit, ich muss arbeiten. Ich muss noch Einkaufen. Ich muss unbedingt heute Abend den Film anschauen. Und so weiter und so fort. Erkennst du dich wieder?

 

Aber MUSS ich das alles wirklich? Wer sagt das denn? Ich bin ein freier Mensch und niemand hat das Recht, mir zu sagen, was ich zu tun habe. In der Regel bin bzw. war ich es selbst, die sagte "Ich muss...".

 

Niemand hat mich gezwungen, meinen Arbeitsvertrag zu unterschreiben. Das war meine eigene freie Entscheidung und ich kann jederzeit kündigen. Ich muss nicht Einkaufen gehen und ich muss auch das Geschirr nicht spülen. Nein, ich muss das alles nicht, aber ich will es.

 

Ich will selbst für meinen Lebensunterhalt sorgen können. Meine Arbeit ermöglicht mir dies. Ich esse gerne und gut, also will ich Einkaufen gehen, um zu besorgen, was ich dafür benötige.  Ich freue mich, wenn meine Küche aufgeräumt ist, also will ich spülen.

 

Als mir dies klar geworden war, habe ich zunächst begonnen, darauf zu achten, wann ich "Ich muss..." sage oder denke. Dann habe ich mir bewusst gesagt, nein, ich muss nicht, ich will oder möchte. Inzwischen ertappe ich mich nur noch selten dabei, und es fühlt sich richtig gut an, nichts mehr zu müssen.

Müssen

Müssen und Wollen bei Lebensstilveränderungen

Müssen oder Wollen macht übrigens auch einen großen Unterschied, wenn es darum geht, deinen Lebensstil zu verändern. Es macht sogar den entscheidenden Unterschied.

 

Solange du denkst, du müsstest mal wieder zum Sport, du solltest dich gesünder ernähren und eigentlich müsstest du auch noch ein paar Kilo abnehmen, wirst du langfristig niemals erfolgreich sein. Deine Vorhaben werden immer halbherzig bleiben, vor allem wenn du sie auch noch im Konjunktiv formulierst. Es wird einfach nicht funktionieren.

 

Du MUSST (sic!) WOLLEN. Besser: du WILLST WOLLEN. Am besten: du WILLST!

 

Wenn du also wirklich etwas in deinem Leben verändern möchtest, ändere zuerst deine Gedanken und deine Einstellung. Dann wirst du deinen Weg ohne Mühe, Überwindung und Verzicht mit Freude und Genuss gehen können.

 

Probiere es aus!

 

 

Kleine Notiz am Rande:

Diesen Artikel habe ich im Lesecafé der Stadtbibliothek geschrieben. Mit an meinem Tisch saß ein junger Mann und las in einem antiquarisch anmutenden Buch. Als ich einen Blick auf den Titel erhaschen konnte, konnte ich es kaum glauben. Es hieß Wollen, eine königliche Kunst: Gedanken über Ziel und Methode der Willensbildung und Selbsterziehung von Martin Faßbender. Kann das Zufall sein? Das Buch steht nun auf meiner Leseliste, nachdem es mir von dem jungen Mann wärmstens empfohlen wurde.


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